Irrsinns-Brücke über die Mosel soll nun doch gebaut werden.
Protest kommt nicht nur von Prüm. Loosen und Molitor, sondern aus der ganzen Welt.
Ein schwachsinniges Prestige-Objekt aus Zeiten des kalten Krieges soll nun doch realisiert werden. Einige der allerbesten Lagen an der Mosel werden dadurch zerstört. Weltweit regt sich Widerstand, helfen auch Sie mit und unterzeichnen Sie die Petition. Gleich hier.
Mosel-Brücke Planung. © Landesamt für Straßen und Verkehrswesen
Mosel-Winzer Ernie Loosen in einem Interview für die Zeitschrift Vinum: "Die Brücke wird ein gewaltiges Monstrum werden. Ich kann mich noch immer nicht richtig an die Winninger Brücke gewöhnen. Und die Hochmoselbrücke wird ganz andere Ausmasse haben – die längste Deutschlands und die zweithöchste. Das Ganze in einer der allerschönsten Landschaften Deutschlands – schlimmer kann man die Region nicht verschandeln.
Angestossen wurde das Projekt schon in den 60er Jahren und Anfang der 70er Jahre. Das waren andere Zeiten, und es hatte damals vermutlich auch militärische Gründe. Heute sind diese Voraussetzungen nicht mehr gegeben. Ein Lkw spart vielleicht 20 Minuten Fahrtzeit in jede Richtung. Und dafür so einen teuren, hässlichen Betonklotz in die Landschaft stellen?"
"Diese Brücke wird die Schönheit der Kulturlandschaft Mosel zerstören", sagte Winzer Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen. "All die Schädigungen der Trauben «passierten nicht irgendwo, sondern genau dort, wo einige der seltenen großen Lagen der Mosel liegen.
"Wir befürchten, dass sich der Bau negativ auf den Wasserhaushalt der Weinberge auswirkt", erklärte Manfred Prüm vom Weingut Joh. Jos. Prüm in Bernkastel-Wehlen. Seine Reben stehen in bekannten Lagen wie «Zeltinger Sonnenuhr», «Wehlener Sonnenuhr» und «Graacher Himmelreich». Und weiter: "Wenn das Erdreich oberhalb der Steilhänge für den Straßenbau versiegelt werde, könnte das Oberflächenwasser nicht mehr in den Berg versickern. Dann könnten sich die Reben in heißen Sommern nicht mehr über ihre tiefen Wurzeln mit Wasser aus den Schiefer-Klüften versorgen. Das könnte existenzbedrohend sein.
Tatsächlich sind die Wälder oberhalb der weingärten Schutz und Wasserspeicher. Genau die sollen jetzt gerodet werden und mit Beton zugegossen, da das steile Erdreich leicht rutscht. Schon allein deshalb ist das Projekt ein völliger Irrsinn, weil man sich die Folgen eines Hangrutsches gar nicht vorstellen kann.
Protestaufruf von Master-Sommelier Hendrik Thoma.
Diese vorher-nachher Bilder verdeutlichen den Irrsinn. (Quelle: Wikipedia)
Der quirlige Sommelier unterstützt die Winzer der Mosel, die nach Hilfe suchen auf seiner Plattform
www.tvino.de
und wir unterstützen das natürlich auch gerne. Klicken Sie einfach hier:
epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=10681
und unterzeichnen Sie die Petition.
Viele Prominente stellten sich schon in den Dienst der guten Sache, allen voran der wohl prominenteste Wein-Autor der Welt Hugh Johnson, der im September 2009 sogar extra an die Mosel reiste, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen. Weiters Jancis Robinson, Stuart Pigott und viele andere.
Auch Hugh Johnson unterstützt den Protest.
Noch eine Fotomontage, auch gefunden in Wikipedia. Danke dem anonymen Fotografen.
Etwas frei übersetzt erklärte Hugh Johnson in einem Interview, dass man Bordeaux oder Burgund imitieren könne, Moselweine aber nicht, diese einzigartige Stilistik mit feiner Frucht, mässigem Alkoholgehalt und toller mineralischer Struktur gäbe es eben nur hier.
Hugh Johnson erklärte auch, wie eine veränderte Wasserverteilung auf den Weinbergen durch die tief eingelassene Trasse oberhalb der Weinberge das perfekte, natürliche Gefüge für die Reben nachhaltig verschlechtern kann. Vertieft in ein Gespräch sagte er: “Wenn ich nur ein Weinbaugebiet auf der ganzen Welt retten könnte, dann würde ich mich für dieses entscheiden.”
Die Sorgen sind durchaus berechtigt, den wenn man dieses knapp 2 km lange und über 160m hohe Betonmonster wirklich baut, ist zumindest der Wasserhaushalt und das einzigartige Mikroklima in Gefahr.
Veränderung ist garantiert.
Graacher Himmelreich (Foto: Weingut Dr. Loosen)
"Mit dem Hochmoselübergang könnte sich alles verändern. Es sei völlig unklar, wie sich die Umweltverschmutzung durch die neue Bundesstraße auf den Wein auswirke. Seine Entstehung in der Natur ist so vielschichtig, kompliziert, ja auch mysteriös. Er kommt eben aus der Natur", sagte Hugh Johnson.
Dass das Großprojekt bereits beschlossene Sache ist, schreckt die Winzer nicht ab: «Man muss so lange kämpfen, wie es nur geht. Ab 2016 soll die 20 Kilometer lange Strecke bis Longkamp das Autobahnkreuz Wittlich mit der Hunsrückhöhenstraße verbinden. Da die alten Aufmarschpläne, für dieses Strassenstück eigentlich gedacht war, ja längst Geschichte sind, bleibt als einziger sinnvoller Grund zu bauen, der Billig-Flughafen Hahn, der quasi im Alleingang von der trudelnden Ryanair angeflogen wird und nur Billig-Touristen ins Land bringt. Man denkt auch bereits daran eine Art "Wein-Disneyworld" an der Mosel zu errichten. Ein grausamer Plan.
Denn, wie Beispiele weltweit zeigen, ist der gehobene Qualitäts-Tourismus wie in der Süd-Steiermark, der Wachau oder im Burgund die einzige konstante Auslastung einer Wein-Region. Da sollten die Moselaner vielleicht noch einmal kräftig nachdenken.
© by Weinspitz_Helmut_Knall
last modified: 2010-04-12 21:17:59